«Ob Frau oder Mann: Überlegen Sie sich, wie Sie leben wollen», sagt Sita Mazumder (45) – für die Ökonomin, Unternehmerin und Dozentin an der Hochschule Luzern der Grundstein für eine erfolgreiche Karriere. Sich mit sich selber auseinanderzusetzen, ehrlich mit sich selber zu sein. Nicht den Weg des geringsten Widerstands zu gehen, den Mut zu haben, Dinge zu verändern; den Arbeitgeber zu verlassen oder halt vielleicht auch den Partner. Mazumder: «Um glücklich und damit erfolgreich zu sein, sollte man sich auch im Privatleben regelmässig fragen: Habe ich die richtigen Menschen an meiner Seite?» Vor allem Frauen blieben oft zu lange – in Beziehungen, aber auch in Jobs, die sie eigentlich nicht erfüllen. «Dafür verändern sie Situationen dann viel radikaler als Männer.» Und: «Frauen müssen sich Grundsatzfragen stärker stellen als Männer, da es in der Schweiz noch immer grösstenteils an ihnen liegt, Familie und Job zu vereinbaren. Die Rollenbilder sind im internationalen Kontext immer noch sehr traditionell.» Um dies vielleicht eines Tages einmal zu durchbrechen, appelliert Mazumder auch an die Frauen: «Ändern Sie Ihr Männerbild! Der Mann als Versorger ist ebenso gefangen in seiner Rolle wie die Frau in derjenigen als Rabenmutter, wenn sie Karriere und Familie vereint.»
Wenn Sita Mazumder über Gender und Chancengleichheit spricht, läuft alles immer wieder auf zwei Punkte hinaus: Selbstvertrauen und Authentizität als Voraussetzungen für persönliche Zufriedenheit und beruflichen Erfolg. Eigenschaften, die stark miteinander zusammenhingen und den Frauen oft etwas zu schaffen machten, so die Expertin. «Dies hindert sie leider unnötig daran, die Karriereleiter emporzukommen.» Wie Frauen dem abhelfen können, verrät Sita Mazumder Careerplus hier im zweiten Teil unserer Serie – Tipps 6 bis 10
6. Eigenlob kann schmecken
«Eine Studie in den USA hat ergeben, dass sich Frauen bei erfolgreich durchgeführten Projekten eher in den Hintergrund drängen und ihre Rolle am Gelingen kleinreden. Bei gescheiterten Projekten hingegen nehmen sie sich öffentlich in die Verantwortung – bei den Männern ist es genau umgekehrt. Dabei sollte frau ruhig mal sagen, wenn sie etwas gut gemacht hat.»
7. Durchhalten!
«Ganz wichtig: Um im Beruf erfolgreich zu sein, müssen Frauen keineswegs zu Männern werden. Auch wenn es vielfach männliche Attribute sind, die unsere Arbeitswelt in bestimmten Branchen dominieren. Ab einer gewissen Funktion hat man als Frau allerdings die Möglichkeit, die Kultur in einem Unternehmen mitzugestalten und mehr weibliche Attribute zu implementieren. Bis dahin allerdings gilt es durchzuhalten – das müssen übrigens auch Männer, wenn sie aufsteigen wollen. Nur sind Frauen dazu oft weniger bereit.»
8. Fünf gerade sein lassen
«Hier möchte ich an zwei Enden ansetzen: Erstens tun Frauen meiner Meinung nach gut daran, nicht jedes Wort auf die Goldwaage zu legen. Kollegen machen nicht jede Bemerkung deshalb, weil Sie eine Frau sind. Sie ziehen zum Beispiel auch mal einen Kollegen wegen seiner Krawatte auf. Legen Sie sich ein bisschen mehr Nonchalance und Selbstironie zu. Zweitens: Schrauben Sie Ihren Perfektionismus etwas zurück; zu diesem neigen Frauen nämlich tatsächlich. Das heisst nicht, dass Sie inhaltlich salopp werden sollen. Ganz und gar nicht. Aber es heisst, die richtigen Prioritäten setzen zu können – ein Must in Führungspositionen.»
9. Nahbare Vorbilder
«Orientieren Sie sich an Frauen, die ‹es geschafft› haben. Vorbilder sind wertvoll, aber es müssen keine Stars sein, sondern vielmehr nahbare Menschen; Persönlichkeiten, mit denen Sie sich identifizieren können. Besuchen Sie Veranstaltungen mit solchen Frauen und fragen Sie ihnen Löcher in den Bauch. Das Problem ist allerdings: In der Schweiz bekommen solche Frauen von den Medien nicht so viel Aufmerksamkeit. Trotzdem gibt es sie. Halten Sie also Ausschau nach Personen, die zu Ihnen passen.»
10. Sich nicht selber blockieren
«Seien Sie nicht hypersuperkritisch sich selber gegenüber. Nach einer Niederlage tun sich viele Frauen schwer, wieder Mut zu fassen, es nochmals zu versuchen oder einen neuen Weg einzuschlagen. Sie verharren in ihrem Schneckenhaus oder gehen zurück in die Komfortzone und bleiben da. Das Gespenst einer erneuten Niederlage schwebt über ihnen. Stellen Sie sich ihm und wagen Sie es trotzdem!»
Zur Person
Sita Mazumder (45) ist Wirtschaftsprofessorin am Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ der Hochschule Luzern – Wirtschaft. Zudem ist sie Unternehmerin – Gründerin und Inhaberin einer Consulting-Firma – und hat diverse Verwaltungsratsmandate inne. Mazumder beschäftigt sich unter anderem mit den Themen Korruption, Geldwäsche und Terrorismus. Weiterer Hauptpunkt ihrer wissenschaftlichen Arbeit ist die Rolle der Frau in der Wirtschaft. Dazu publiziert sie unter anderem seit 2007 eine Buchreihe: «Unbeirrt weiblich und erfolgreich».