Gleichberechtigung am Arbeitsmarkt mag selbstverständlich scheinen – ist sie aber nicht. Und das, obwohl die Förderung der Chancengleichheit in der Schweiz gesetzlich verankert ist. Im Bundesgesetz für die Gleichstellung von Männern und Frauen (GIG) heisst es: «Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer dürfen aufgrund ihres Geschlechts weder direkt noch indirekt benachteiligt werden, namentlich nicht unter Berufung auf den Zivilstand, auf die familiäre Situation oder, bei Arbeitnehmerinnen, auf eine Schwangerschaft.» Chancengleichheit zu gewährleisten, ist also nicht nur eine Option, sondern ein Muss.
Dabei steht nicht nur die Geschlechterdifferenz im Fokus. Chancengleichheit geht viel weiter. Sie soll dafür sorgen, dass niemand wegen seiner Herkunft, seines Glaubens oder seiner sexuellen Orientierung ungerecht behandelt wird. Fairness, Inklusion und Diversität rücken im HR und Recruiting immer stärker ins Zentrum. Und das aus gutem Grund.
Bis zur Gleichberechtigung ist es noch ein weiter Weg
Vor allem bei den Salären gibt es immer noch massive Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Man spricht auch vom sogenannten Gender-Pay-Gap, der geschlechtsspezifischen Lohndifferenz. Laut einer Datenerhebung des Bundes verdienen Frauen beispielsweise in der Dienstleistungsbranche, im Baugewerbe und in der Industrie rund 18 Prozent weniger als Männer – ein Grossteil dieser Differenz bleibt ungeklärt. Lohndiskriminierung ist der passende Begriff dazu. Ähnlich verhält es sich mit Führungspositionen: Daten des Bundesamts für Statistik (BFS) zeigen, dass Frauen viel seltener auf dem Chefsessel sitzen. Laut der Schweizerischen Arbeitskräfteerhebung hatten 2022 gut 20 Prozent der erwerbstätigen Männer in der Schweiz eine Vorgesetztenfunktion inne, bei den Frauen waren es nur 14 Prozent.
Bei der Chancengleichheit geht es aber nicht allein um die Lohnfrage zwischen Mann und Frau. Der Begriff umfasst viel mehr: Menschen mit Behinderung, einem bestimmten Glauben, einer anderen Herkunft, einem anderen Geschlecht, aber auch verschiedene Generationen – alle sollen die gleichen Chancen haben, fern von Vorurteilen.
Gleichberechtigung stärkt das Employer Branding
Das beste Argument für diverse, vielfältige Teams: Sie funktionieren besser und sind innovativer. Das haben zahlreiche Studien bestätigt. Ausserdem positionieren sich faire und tolerante Unternehmen als attraktive Arbeitgeber. In Anbetracht des Fachkräftemangels ist Chancengleichheit daher auch eine wichtige strategische Massnahme: Diversität und Inklusion tragen zu einem erfolgreichen Employer Branding bei. Gerade für jüngere Menschen, insbesondere für die Generation Z, ist echte Chancengleichheit beim Arbeitgeber ein Muss. Unter Umständen ist sie sogar ein ausschlaggebendes Argument, wenn junge Talente zwischen mehreren Arbeitgebern wählen können. Nicht zuletzt trägt Chancengleichheit dazu bei, dass bestehende Mitarbeitende länger im Unternehmen bleiben. Kurz: Eine bunte und vielfältige Arbeitsplatzkultur stärkt die Mitarbeiterbindung und erhöht die Rekrutierungschancen.
Tipps für Chancengleichheit am Arbeitsplatz
So sorgen Sie für mehr Chancengleichheit am Arbeitsplatz:
- Faire Bezahlung gewährleisten und Lohndiskriminierungen unterbinden: Reduzieren Sie den Gender-Pay-Gap bestmöglich, etwa durch die Einführung einer transparenten Lohnkultur oder die Angabe von Lohnbändern im Stelleninserat.
- Eine inklusive Unternehmenskultur fördern: Fördern Sie eine vielfältige Unternehmenskultur, beispielsweise durch Schulungen. Stellen Sie sicher, dass alle Mitarbeitenden unabhängig von Geschlecht, ethnischer Zugehörigkeit, Alter, sexueller Orientierung gleichermassen geschätzt werden. Geben Sie auch Menschen mit Behinderung eine faire Chance.
- Teilzeit ermöglichen: Die offiziellen Zahlen des Bundes über die Erwerbstätigkeit 2022 zeigen, dass etwa 60 Prozent der Frauen und weniger als 20 Prozent der Männer Teilzeit arbeiten. Bieten Sie Teilzeitstellen an, damit mehr Frauen für eine Stelle in Frage kommen. Denken Sie dabei auch an die Möglichkeit von Jobsharing, bei dem sich zwei Personen eine Stelle teilen.
- Eine unvoreingenommene Rekrutierung sicherstellen: Blenden Sie bei der Auswahl der Bewerbungen das Alter, das Geschlecht und die Herkunft aus und konzentrieren Sie sich ausschliesslich auf die Qualifikationen. So minimieren Sie unbewusste Vorurteile. Automatisierte Recruiting-Tools können dabei unterstützen.
- Die verschiedenen Generationen individuell ansprechen: Je nach Alter nutzen Bewerbende unterschiedliche Medien. Sprechen Sie diese auf zielgruppenspezifischen Kanälen an. So fördern Sie eine gute Altersdurchmischung.
- Flexible Arbeitszeiten und Homeoffice ermöglichen: Flexible Arbeitsmodelle erhöhen die Chancengleichheit, da die individuellen Bedürfnisse der Mitarbeitenden berücksichtigt werden.
- Auch Führungspositionen divers besetzen – hinsichtlich des Geschlechts, des sozialen Hintergrunds, des Alters etc.: Verdeutlichen Sie, dass Chancengleichheit in allen Hierarchiestufen des Unternehmens gelebt wird.
- Transparent kommunizieren: Seien Sie in Ihrer Kommunikation transparent und bleiben Sie authentisch. Zeigen Sie, dass Sie eine besonders offene Arbeitgeberin sind, die sich aktiv für Chancengleichheit einsetzt.
Chancengleichheit am Arbeitsplatz schafft nicht nur eine gerechte und inklusive Arbeitswelt, sie sorgt auch dafür, dass sich Mitarbeitende mehr mit dem Unternehmen identifizieren. Sie stärkt das Potenzial aller Mitarbeitenden, zum Unternehmenserfolg beizutragen.