Frau Etter, Sie sind Personalchefin bei Aduna Romandie, die aus der Abspaltung der Administration von der operativen Tätigkeit der Gesundheitsprävention «Ligues de la Santé» hervorgegangen ist. Aduna hat ihre Tätigkeit am 1. Oktober 2016 aufgenommen. Können Sie uns in wenigen Worten den Auftrag dieser neuen Einrichtung erklären?
Unser Kerngeschäft besteht in der vollständigen oder teilweisen Zusammenlegung der Administration unserer im Gesundheits- und Sozialbereich tätigen Mitglieder durch die Bündelung von Kompetenzen, Arbeitsinstrumenten und Infrastrukturen. Davon profitieren vor allem der Finanzbereich, die Personalabteilung, das Informationssystem, der IT-Betrieb und die Logistik. Aduna Romandie mit Sitz in Lausanne hat ihre Geschäftstätigkeit am 1. Oktober 2016 aufgenommen und erbringt administrative Leistungen für Institutionen aller Art, die im Gesundheits- und Sozialbereich tätig sind. Bis zum 30. September 2016 wurden diese Leistungen von den «Ligues de la Santé» erbracht.
Für welche Stellen suchen Sie Interimsmitarbeitende?
In letzter Zeit waren es vor allem Verwaltungsstellen, hauptsächlich im Rechnungswesen, in der Personalverwaltung und für Sekretariatsarbeiten. Diese Kompetenzen entsprechen der Leistungspalette, die wir den Mitgliedinstitutionen von Aduna anbieten. Um diese Stellen möglichst schnell zu besetzen, nehmen wir die Dienste von Careerplus in Anspruch. Und zwar zu ganz bestimmten Zeiten, denn wir benötigen das Fachpersonal sehr kurzfristig. Allerdings hat ein Temporäreinsatz nach dem Grundsatz «try and hire» schon in mehreren Fällen zu einer Festanstellung geführt.
Ist diese Praxis bei Vereinen üblich?
Nein, üblich ist dies nicht. Manchmal erweist es sich jedoch als notwendig. Beispielsweise haben wir im Januar 2016 über 60 Mitarbeitende mit einem festen Anstellungsverhältnis bzw. im Stundenlohn verpflichtet. Um die Kontinuität und die Qualität unserer Leistungen gegenüber unseren Mitgliedern zu gewährleisten, haben wir für die sehr kurzfristige Rekrutierung von kompetentem Fachpersonal zur Verstärkung unserer bestehenden Teams und zur Bewältigung der zusätzlichen Arbeitslast mit Careerplus zusammengearbeitet.
Welche Vorteile haben temporäre Arbeitsverträge Ihrer Ansicht nach?
Wenn wir das Personal selbst suchen, wird der gesamte Rekrutierungsprozess von uns betreut (Festlegung des Profils, Inseratekampagne, Bewerbungsverwaltung, Selektion und Gespräche mit Kandidatinnen und Kandidaten usw.). Für administrative Stellen erhalten wir durchschnittlich gegen 200 Bewerbungen. Dies alles ist mit einem hohen Zeitaufwand verbunden. Wenn wir uns für Careerplus entscheiden, erledigt die Personalberatung einen grossen Teil der Vorarbeit. Ausserdem verfügt Careerplus über einen stattlichen Pool von Kandidatinnen und Kandidaten, die bereits geprüft und beurteilt wurden (Kompetenzen und Referenzen). Für uns bedeutet es somit einen erheblichen Zeitgewinn, wenn unser Arbeitsanfall kurzfristig stark ansteigt. Dies kommt unter anderem vor, wenn uns neue Mandate anvertraut werden oder wenn uns ein Mitglied um eine Erweiterung unserer Leistungen ersucht. Temporärpersonal ist zwar etwas teurer, aber letztlich geht die Rechnung dennoch auf, vor allem, wenn am Ende eines Temporäreinsatzes eine feste Anstellung angeboten wird. Dies bedeutet einen erheblichen Zeitgewinn, denn in solchen Fällen hat die Person bereits einige Monate bei uns gearbeitet und wir hatten Gelegenheit, ihre fachlichen und sozialen Kompetenzen vor Ort zu beurteilen.
Und welche Nachteile?
Eigentlich habe ich keine echten Nachteile festgestellt. Bisher hatten wir das Glück, über Temporärpersonal zu verfügen, das ebenso engagiert gearbeitet hat wie die fest angestellten Mitarbeitenden. Ich denke, das ist darauf zurückzuführen, dass längerfristig immer die Aussicht auf eine Festanstellung besteht.
Was für Veränderungen haben Sie in den vergangenen Jahren beim Profil der Anwärterinnen und Anwärter auf eine temporäre Anstellung festgestellt?
Vor 15 Jahren hatten wir mehr mit Personen zu tun, die ausschliesslich temporär gearbeitet haben. Einerseits, weil dies einem Lebensstil entsprach oder aus persönlichen Gründen. Andererseits waren die Bedingungen auf dem Arbeitsmarkt für einen häufigen Stellenwechsel viel günstiger, denn man war sicher, schnell wieder einen neuen Job zu finden. Heute ist dies nicht mehr der Fall. Die neue Generation ist mit einem angespannten Arbeitsmarkt konfrontiert, auf dem die Unternehmen immer höhere Anforderungen stellen.
Und wie verhält es sich mit den über Vierzig- oder Fünfzigjährigen?
In der Administration sind erfahrene Direktionsassistentinnen oder -sekretärinnen eher gesucht. Es hängt auch vom Arbeitsumfeld ab, aber im sozialen Bereich ist eine gewisse Erfahrung von Vorteil. Für einen Mitgliedsverein von Aduna habe ich eben eine Direktionsassistentin rekrutiert und alle Kandidatinnen waren zwischen 45 und 55 Jahren alt.
Unterscheiden sich die Vorstellungsgespräche von Temporärangestellten und Festangestellten?
Ja, denn die Kandidatinnen und Kandidaten werden von Careerplus zuhanden ihrer Auftraggeber vorselektioniert und geprüft und es werden auch Referenzen über sie eingeholt. Grundsätzlich genügt ein Gespräch und wir treffen uns nur mit zwei bis drei Kandidatinnen oder Kandidaten für eine Stelle. Der Anstellungsprozess verkürzt sich dadurch und wird effizienter.
Wie sehen Sie die Zukunft der Temporärarbeit in Ihrer Branche und im Kanton Waadt?
Temporärarbeit wird immer eine Rolle spielen, aber die Personalberatungen spezialisieren sich zunehmend auf den Finanzbereich, IT, Gesundheit usw. Auf dem Temporär-Arbeitsmarkt herrscht grosse Konkurrenz.
Sind Sie angesichts der Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt der Ansicht, dass die Weiterbildungsangebote ausreichen?
Auf dem Weiterbildungsmarkt sehe ich immer mehr Schulungen im Bereich der neuen Technologien sowie für die Personalfunktion. Hier ist seit einigen Jahren eine starke Verdichtung und Professionalisierung des Angebots in Form von zertifizierenden Bildungsgängen festzustellen.
www.liguesdelasante.ch
www.adunaromandie.ch