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Wenn es dank Job-Matching passt

Es ist das Prinzip von Online-Partnerbörsen: Job-Matching-Apps versprechen den «Perfect Match» – die ideale Passung – zwischen Bewerber und Job. Spielerisch und fast automatisch. Was sind die Vorteile der Jobsuche mittels Algorithmen? Und was gilt es bei der digitalisierten Personalauswahl zu beachten?

20. Mai 2019
 
Die passende Stelle oder umgekehrt die passenden Bewerber zu finden, kann anstrengend und zeitintensiv sein. Wer will sich schon seitenlang durch nur halbwegs interessante Stellenanzeigen scrollen oder massenhaft unpassende Dossiers durchsehen? Wie schön wäre es, wenn man wie beim Onlinedating angeben könnte, wen oder was man sucht. Zusammen kommt nur, was zusammenpasst. 
Job-Matching setzt genau hier an. Algorithmen gleichen automatisch die Anforderungen an einen Job sowie die Unternehmenskultur mit den Kompetenzen, persönlichen Eigenschaften und Vorlieben von Kandidaten ab. Entlang der Wunschvorstellungen beider Parteien werden Punktzahlen zugeordnet, die nach dem Grad der Übereinstimmung eingestuft werden. Daraus entsteht ein Ranking, auf dessen Basis die App direkt passende Stellen oder Kandidaten vorschlägt, anstatt nur alle Vakanzen aufzulisten. Das Besondere: Auch der Cultural Fit wird berücksichtigt. Interessiert sich beispielsweise ein Bewerber für Outdoorsport, schlägt der Algorithmus eher eine freie Stelle bei einem Sportartikelhersteller vor als bei einem Autohändler.
Je präziser und ausführlicher ein Bewerber sein Profil ausfüllt, etwa mit Parametern wie Vorlieben, Interessen, gewünschtem Arbeitsort und Traumjobs, desto genauer die Job-Vorschläge. Für Unternehmen bedeutet das weniger unpassende Bewerbungen. Bekommen doch hauptsächlich diejenigen Personen die Stellenanzeige zu Gesicht, die bereits potenziell dem Job- und Unternehmensprofil entsprechen. Nach demselben Prinzip legen Job-Matching-Apps den Recruitern Lebensläufe von Kandidaten vor, welche die Unternehmen proaktiv ansprechen können. Ein erster Schritt zu Active Sourcing.

Wenn es passt – Matching nach Parsons

Die Idee des Matching ist nicht neu, sondern stammt ursprünglich von Frank Parsons (1854–1908). Der Sozialreformer stellte fest, dass sich die Produktivität steigert, wenn eine Person eine Arbeit verrichtet, die zu ihren Fähigkeiten und ihrer Persönlichkeit passt. Parsons legte nahe, dass die Anforderungen des Unternehmens mit den persönlichen Fähigkeiten des Mitarbeitenden abgeglichen werden sollten. Der Grundgedanke ist heute derselbe: Wenn eine Person nicht nur aufgrund ihrer Qualifikationen, sondern auch ihrer Persönlichkeit ideal zum Job, zum Unternehmen und ins Team passt, ist es ein «Perfect Match». 
Im Unterschied zu herkömmlichen Online-Stelleninseraten gleichen die Algorithmen beim Job-Matching beide Seiten miteinander ab. Es handelt sich demnach um eine gegenseitige Suche von Kandidat und Unternehmen. Die Analogie zur Online-Partnersuche drängt sich zu Recht auf, denn in technischer Hinsicht ist das Matching-Verfahren sehr ähnlich. 

Was hat Matching mit Robot Recruiting zu tun?

Algorithmen, Automatisierungen, künstliche Intelligenz – die Digitalisierung gibt dem HR und dem Recruiting neue Methoden in die Hand. Unter dem Schlagwort Robot Recruiting oder Recruiting 4.0 wird diese Entwicklung zusammengefasst – und von vielen kritisch beäugt. Eine Automatisierung bei der Personalauswahl klingt erst einmal suspekt: Wo bleiben das Bauchgefühl und die Intuition? Doch Robot Recruiting bedeutet zumindest aktuell lediglich eine Teilautomatisierung, in dessen Zentrum Job- und Skill-Matching steht. Das Aufkommen und der Boom dieser neuen Tools stehen im Zusammenhang mit dem «War for Talents»: Unternehmen müssen bei der Personalsuche aktiv werden und auf die Kommunikationsgewohnheiten der Bewerber eingehen. Das klassische HR wandelt sich immer mehr zu Personalmarketing. Job-Matching ist eine Antwort auf diese Bedürfnisse. Bewerber und Unternehmen können per App in wenigen Klicks zusammen in Kontakt treten. Für Bewerber ist die Jobsuche einfach und auf die persönlichen Interessen abgestimmt. Insbesondere die Generation Y kann vom Job-Matching profitieren. Denn diese Generation zeichnet sich dadurch aus, dass Freude an der Arbeit und der Cultural Fit im Vordergrund stehen. Ausserdem werden durch die Digitalisierung viele neue Jobprofile entstehen. Und je vielfältiger die Berufe und je verästelter die einzelnen Berufszweige werden, desto komplexer wird eine passgenaue Vermittlung.

Stellenanzeigen für Matching-Apps schreiben

Eine Herausforderung, vor der die Job-Matching-Technologien stehen, ist die möglichst sekundenschnelle Verarbeitung von riesigen Datenbergen. Andere sind das automatische Erkennen von Begriffen und Synonymen wie «CEO» und «Geschäftsführer», veraltete Jobtitel, nicht gradlinige Lebensläufe und blumige Stellenbeschreibungen. Damit die Matching-Apps die besten «Matches» für Sie errechnen kann, gilt es beim Formulieren Ihrer Jobvakanzen Folgendes zu beachten:
  • Vermeiden Sie fantasievolle Jobtitel. Benützen Sie kurze, eindeutige Begriffe, die möglichst viele Informationen über den Job preisgeben, z.B. Senior Projektleiter Business Development.
  • Beschreiben Sie mit treffenden Keywords die gewünschten Fähigkeiten. Fordern Sie ein ausführliches Briefing der Fachstellen für die Anforderungen der Stelle.
  • Vermeiden Sie Allgemeinplätze wie «Sie zeichnen sich durch hohe Flexibilität aus». Sagen Sie konkret, was genau für diesen Job gefordert ist.
 
Achtung: Matching-Apps greifen auf Datenbanken zurück, die ähnlich einer Suchmaschine Stellenanzeigen aus dem Internet zusammensuchen (sogenanntes Crawling). Auch auf den Karriereseiten von Unternehmen. Ihre Stellenanzeige wird demnach unter Umständen auf Matching-Apps erscheinen, auch wenn Sie sie nicht aktiv dort aufschalten. Matching-App- konform zu schreiben, lohnt sich also immer.

Matching-Apps: Beispiele

Es gibt immer mehr technische Tools, Jobplattformen und Job-Matching-Apps. Am besten, Sie testen einfach mal aus, was zu Ihnen und Ihren Bedürfnissen passt. 

Yooture

Registrierung mit einem vollständigen Profil. LinkedIn- und Xing-Profile werden automatisch übernommen. Die Software schlägt Bewerbern passende Stellen vor, bei denen man nur noch mit einem Klick Interesse bekunden muss. So erreicht man auch die passiv Suchenden. Die Unternehmen müssen aktiv auf die Bewerber zugehen. Auch den Unternehmen werden Kandidaten vorgeschlagen, die sie proaktiv mit Active-Sourcing-Massnahmen angehen können. 
Die App gibt es auf Deutsch und Englisch, Jobs in der ganzen Schweiz. 

Skillue

Das Profil wird manuell erfasst, keine automatische Übernahme der LinkedIn- oder Xing-Profile. Ansonsten funktioniert Skillue ähnlich wie Yooture. Das Unternehmen soll die Kandidaten finden, nicht umgekehrt. Zusätzliche Funktion: Aufgrund des ausgefüllten Profils erhält man als User den eigenen Marktwert im Arbeitsmarkt. 
Die App gibt es auf Deutsch und Englisch, Jobs in der ganzen Schweiz. 

Talentfly

Die App schlägt dem registrierten User Stellen nach dem Prinzip der Dating-App «Tinder» vor: Ist die Stelle passend, so wischt man nach rechts, um dem Unternehmen Interesse zu bekunden. Ist dieses ebenfalls interessiert, meldet es sich beim Bewerber. Wenn die vorgeschlagene Stelle uninteressant ist, wischt man nach links. Durch den spielerischen Ansatz werden wie bei den anderen Matching-Apps auch die passiv Suchenden angesprochen.
Nur für die Deutschschweiz.

MoBerries

Das Grundprinzip ist dasselbe wie bei den anderen Matching-Apps: Mit selbstlernenden Algorithmen will das Berliner Start-up passende Kandidaten für die Stellenangebote finden. Partnerunternehmen tragen zu einem gemeinsamen Talentpool bei. Abgelehnte Kandidaten werden mit anderen Unternehmen geteilt. Chats, Chatbots und Kommunikation in Echtzeit werden besonders hervorgehoben. Die App gibt es auf Deutsch und Englisch, Jobs europaweit.

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