Die Palette an Jobplattformen ist riesig und macht die Stellen- und Kandidatensuche schnell unübersichtlich, kompliziert und zeitaufwändig. Genau hier setzt Googles neuster Streich an: Das Feature «Google for Job» soll die Rekrutierung enorm vereinfachen. Über die bekannte Suchmaske lassen sich ab sofort mit wenigen Klicks im ganzen Web Jobs finden. Gleichzeitig aber ist die neue Funktion auch ein Angriff auf die herkömmlichen Online-Jobsuchmaschinen, insbesondere auf die derzeit erfolgreichste Jobbörse Indeed. Indeed hat es in den letzten Jahren geschafft, traditionelle Online-Jobplattformen vom Markt zu verdrängen und so weltweit eine Vormachtstellung einzunehmen.
Bevor wir uns der neuen Google-Jobfunktion zuwenden, lohnt sich zuerst ein Blick auf die steile Erfolgskurve von Indeed. Die Nähe der beiden Unternehmen ist erstaunlich, denn Indeed funktioniert nach einem sehr ähnlichen Prinzip wie Google. Auf der Jobsuchmaschine werden alle Stellenangebote von Unternehmen und Stellenvermittlern gesammelt und dort von den Inserierenden wie Google-Anzeigen beworben. Selbst die Abrechnung basiert auf der gleichen Methode: Der Kunde zahlt nur, wofür er auch effektiv eine Leistung erhält – also beispielsweise pro Klick oder pro Bewerbung. Kommt hinzu, dass die Jobsuchmaschine den Arbeitsuchenden eine immense Bandbreite an Jobs anbieten kann. Noch wichtiger ist allerdings die Präsenz von Indeed auf Google. Das Unternehmen investiert stark in Google Adwords (SEA) sowie in die Suchmaschinen Optimierung (SEO) und erzielt dadurch eine vergleichslose Präsenz. Egal wie und wo Kandidaten einen Job suchen, in den Suchresultaten von Google kommen dessen Anzeigen und Einträge immer an erster Stelle. Und dies ist keineswegs unwichtig, schliesslich sucht schon heute rund die Hälfte aller Bewerber via Google nach Stellen.
«Google for Jobs»: Jobsuche einfach gemacht
Der Erfolg von Indeed ist Google natürlich nicht entgangen und dürfte den Internetgiganten motiviert haben, in den lukrativen Online-Recruiting-Markt einzusteigen. «Google for Jobs» ist derzeit erst in den USA im Einsatz, wird aber möglicherweise auch bald in Europa eingeführt. Wir analysieren dessen Funktionsweise deshalb bereits jetzt für Sie.
Das Prinzip ist einfach: Für die Jobsuche nutzt Google die herkömmliche Suchmaske. Wird im Eingabefeld nach einer Anstellung gesucht (z.B. Developer Jobs New York), durchforstet Google das ganze Web nach entsprechenden Angeboten. Der Internetgigant bedient sich dabei zahlreicher Quellen wie Stellenbörsen, Karriereseiten und Partner wie LinkedIn, CareerBuilder und Glassdoor. Die Resultate werden organisiert und – wie man es bereits von der herkömmlichen Google-Suche kennt – automatisch in einer Auflistung dargestellt. Google als Meta-Jobbörse sucht semantisch und liefert daher sehr umfassende Ergebnisse. In unserem Beispiel heisst dies, dass neben allen Developer-Jobs auch Stellenanzeigen mit thematisch verwandten Begriffen angezeigt werden. Mit Hilfe von Machine Learning soll die Suche immer präzisere und effizientere Ergebnisse liefern.
Die Suchresultate können zusätzlich anhand spezifischer Kriterien wie dem Ort, der Branche, dem Salär, der Berufserfahrung oder nach Teil- und Vollzeit gefiltert werden. Wer seinen Traumjob auf Google findet, kann sich entweder direkt über Google bewerben oder sich auf die entsprechende Firmenseite respektive Stellenbörse weiterleiten lassen.
«Google for Job» in den Suchergebnissen (ähnlich wie bei Google Flights oder Google Maps)
Google for Jobs Jobsuchmaschine mit Filter und Suchfunktion
Wieso Jobsuchmaschinen unter Druck geraten
Mit rund 3,29 Billionen Suchanfragen pro Jahr (2016*) ist Google die grösste Suchmaschine der Welt. Das Potenzial, in Kürze auch den Jobsuchmaschinenmarkt zu beherrschen, ist immens. Massgeblich für den Erfolg wird sein, wie schnell Google die Jobs identifizieren, sammeln und organisieren kann. Da die Suchmaschine bereits heute weltweit alle Webseiten kennt und indexiert, sollte dies allerdings kein grosses Hindernis darstellen. Kommt hinzu, dass sich Google mit dem neuen Feature direkt unterhalb der Adword Anzeigen und oberhalb der ersten organischen Suchresultate platzierten kann. Genau hier liegt die Gefahr für alle Jobsuchmaschinen und -portale, die auf Google Traffic aufbauen. Indeed beispielsweise fällt mit seinen organischen Suchresultaten massiv zurück und wird so an organischem Traffic verlieren.
Für die Jobplattformen kann dies künftig zwei Folgen nach sich ziehen: Erstens wird die Konkurrenz künftig noch mehr zunehmen. Um die bestmögliche Platzierung in den Google-Suchresultaten zu erhalten, werden sich die Inserenten gegenseitig überbieten müssen. Zweitens entsteht dadurch ein Abhängigkeitsverhältnis, das Google in seiner Überlegenheit noch mehr stärken wird.
Vergleich der Suchresultate USA und Schweiz: Indeed erscheint erst unterhalb der «Google for Job» Suchresultaten
Wie sollen Unternehmen und Personalberatungen reagieren?
In den letzten Jahren hat sich der Rekrutierungsmarkt stark verändert. Mit dem Aufkommen von Social Media und Mobile Recruiting sind immer mehr Stellenportale auf den Markt gedrängt. Für Unternehmungen und Personalberater ist es sinnvoll, die Quellen für Bewerbungen möglichst zu diversifizieren. Sprich: Sie sollen auf unterschiedlichen Plattformen präsent sein, sich aber von keinem Kanal komplett abhängig machen. Sollte das neue Google Job-Feature künftig auch in Europa und der Schweiz zum Einsatz kommen, empfiehlt es sich, dieses auszutesten und die Resultate zu tracken. Nur so können Kosten und Leistung effizient verglichen und beurteilt werden. Dies bedarf fundierten Kenntnissen im technischen Bereich sowie im Marketing. Recruiter müssen wissen, wie Anzeigen beworben und mittels SEO aufbereitet werden.
Kurzfristig bis mittelfristig will Google mit dem neuen Feature die Jobsuche für Kandidaten stark vereinfachen und ihnen sämtliche Stellen der Welt auf «Google for Job» anbieten können. Google wird damit zur grössten Jobsuchmaschine der Welt aufsteigen. Der Launch von «Google for Job» wird Bewegung in den Markt bringen und etablierte Jobportale zwingen, innovativer zu werden. Endkunden können dadurch nur profitieren.
*Quelle: Statista 2016