Das Verständnis von Arbeit wandelt sich stark: Arbeitsleben und Freizeit verschmelzen auf produktive Weise, die Sinnfrage rückt in den Vordergrund, neue Arbeitsformen werden immer beliebter. Die Corona-Pandemie wirkte dabei als Beschleuniger: Plötzlich wurde die Digitalisierung in Unternehmen im Eiltempo vorangetrieben, Homeoffice – lange kritisch betrachtet – wurde zur Normalität. Auch wenn mittlerweile viele Unternehmen zurück zur zumindest teilweisen Anwesenheitspflicht gehen und die Mitarbeitenden das Büro wieder schätzen, bleibt Remote Work ein Trend.
Auf der Suche nach den passenden Mitarbeitenden ist es für Unternehmen ein Wettbewerbsvorteil, wenn sie die Möglichkeit anbieten, von überall zu arbeiten. Insbesondere für Branchen mit einem Fachkräftemangel. Denn Unternehmen machen sich nicht nur als Arbeitgeber attraktiver, sondern sie erweitern ihren Talent-Pool global.
Wie aber rekrutiert man Mitarbeitende, die gar nicht vor Ort sind? Und können auch Rekrutierungsverantwortliche aus dem Homeoffice rekrutieren?
Mehr als nur ein Video
Wer sich unter Online-Rekrutierungen einen Video-Call vorstellt, greift zu kurz. Denn findet der Bewerbungsprozess rein online statt, sehen sich Unternehmen wie Bewerber vor Herausforderungen gestellt. Wie sollen interessierte Personen einen Eindruck von der Unternehmenskultur erhalten? Wie finden Rekrutierungsverantwortliche heraus, ob die Kandidatin zwischenmenschlich ins Team passt? Stimmungen, Atmosphäre, das Auftreten sind live viel besser erfahrbar. Auch stellt sich die Frage, wie Unternehmen die fachlichen Fähigkeiten für den spezifischen Job prüfen können. Ein Online-Bewerbungsprozess kann dies alles durchaus abdecken – wenn man die digitalen Möglichkeiten kreativ nutzt. Und sich als Unternehmen grundsätzlich online ausrichtet.
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Employer Branding: Stellen Sie sich vor
Je besser eine interessierte Person über das Unternehmen Bescheid weiss, desto höher sind die Chancen, dass sie sich bewirbt. Die Mitarbeitenden, die Unternehmenswerte und die Büroräumlichkeiten sagen dabei viel über die Unternehmenskultur und die Teammentalität aus. Stellen Sie daher das Unternehmen vor: mit einem knackigen Text zu den Unternehmenswerten, kurzen Videos der Mitarbeitenden, Bildern der Räumlichkeiten, einem virtuellen Bürorundgang. Wo? Auf Ihrer Karriereseite, einem Blog, den sozialen Medien und Business-Plattformen. Auch für Active Sourcing können Sie das Videoformat nutzen: Verfassen Sie eine Videobotschaft, die Sie entweder direkt an potenzielle Kandidaten schicken oder über LinkedIn oder Xing teilen. Die Direktansprache sollte dabei gut vorbereitet sein.
Achtung: Ein Video muss keine Kinofilmqualität haben – im Gegenteil, der Content soll persönlich und nahbar wirken. Aber sämtliche Kommunikationsmassnahmen eines Unternehmens sollten in Bezug auf das Branding und die Botschaft einheitlich sein.
- Video als Stelleninserat
Ein Stelleninserat muss auf den ersten Blick überzeugen, damit die interessierte Person überhaupt weiterliest – oder schaut. Ein Video fällt auf, wirkt persönlicher und ist viel direkter als eine traditionelle Stellenanzeige. Sie können beispielsweise Teammitglieder erzählen oder den Vorgesetzten eine Botschaft sprechen lassen. Posten Sie das Video auf Ihrer Karriereseite, sozialen Medien und Business-Plattformen.
Lesen Sie hier, was es braucht, damit ein schriftliches Stelleninserat erfolgreich ist.
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Bewerbungsvideo
Gerade bei jüngeren Mitarbeitenden kommen Bewerbungsvideos gut an. Geben Sie interessierten Personen die Möglichkeit, anstatt ein schriftliches Anschreiben ein kurzes Video über sich zu schicken. Sie können dazu entweder konkrete Angaben machen, welche Infos Sie sich wünschen, oder Sie lassen es bewusst offen. Klar vorgeben sollten Sie auf jeden Fall die Dauer des Videos.
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Online-Vorstellungsgespräch
In den letzten zwei Jahren sind viele Mitarbeitende zu Profis in Sachen Online-Meetings geworden. Für ein Vorstellungsgespräch gibt es aber verschiedene Varianten. Gerade für Erstgespräche sind asynchrone – also zeitversetzte – Interviews eine sinnvolle Möglichkeit. Dabei werden den Kandidaten Fragen zugeschickt, die sie zu Hause per Video in einer bestimmten Zeitspanne beantworten müssen. Die Vorteile: Es können mehrere Leute aus dem Unternehmen die Videos anschauen und ihre Meinung dazu geben. Ausserdem beantworten alle Kandidaten exakt dieselben Fragen, was einen direkten Vergleich ermöglicht. Spätestens das Zweitgespräch per Video sollte aber live und nicht zeitversetzt stattfinden.
Hybrid: Recruiting-Videos und Gespräche vor Ort
Videos und Online-Bewerbungsgespräche sind aber nicht nur für Unternehmen sinnvoll, die vollständig auf Remote Recruiting setzen. Gerade in der Kombination mit Vorstellungsgesprächen vor Ort sind die digitalen Möglichkeiten bereichernd. Denn durch den Einsatz von Videos als Stelleninserate, Videobewerbungen und asynchrone Online-Vorstellungsgespräche wird der Bewerbungsprozess von Beginn an persönlicher und authentischer. Für die Zweitgespräche kommen die Kandidaten dann vor Ort.
Ob in einer hybriden Form oder rein remote: Wer sein Unternehmen auf einen digitalen Kurs bringt, kann neue Impulse für die Rekrutierung finden. Wenn man sich der Herausforderungen, die Online-Interviews mit sich bringen, bewusst ist und diesen kreativ begegnet.
Tipps für das Online-Vorstellungsgespräch
- Da der persönliche Kontakt vor Ort wegfällt, sollten Sie Ihre Fragen anpassen – vor allem, um den Charakter und die Soft Skills einzuschätzen. Fragen Sie die Kandidatin beispielsweise nach einer herausfordernden Situation in einer früheren Anstellung und wie sie darauf reagiert hat. Auch ungewöhnliche Fragen können Aufschluss geben: Was wäre der Titel Ihrer Autobiografie? Welches Tier wären Sie – und warum?
- Persönlichkeitstests sind ebenfalls eine Option, Näheres über den Charakter einer Person zu erfahren. Zumindest als Inspiration für Fragen können solche Tests hilfreich sein. Einen wissenschaftlich basierten Persönlichkeitstest bietet etwa die Universität Zürich mit der Laufbahnberatung Zürich.
- Geben Sie einen Einblick in das Unternehmen. Beschreiben Sie, wie die Räumlichkeiten aussehen, zeigen Sie Fotos – oder noch besser: Machen Sie einen virtuellen Bürorundgang. Erwähnen Sie ausserdem, ob es gemeinsame Kaffee- oder Mittagspausen gibt, wie die Teams unternehmensintern zusammenarbeiten und ob es Teambuilding-Anlässe gibt.
- Passt die Person ins Team? Holen Sie einige Teammitglieder ins Gespräch für einen Austausch – mit oder ohne Ihre Anwesenheit.
- Um einen vertieften Einblick zu erhalten, ob die Person fachlich und von der Persönlichkeit her ins Team passt, können Sie ihr eine Aufgabe geben. Etwa indem sie eine anspruchsvolle Geschäftssituation oder ein Problem im Team analysieren und eine Lösung präsentieren muss.