Arbeitszeugnisse: Faire Kritik statt Codes
Eigentlich sind sie abgeschafft – und doch immer wieder ein Thema: Codes in Arbeitszeugnissen. Doch gibt es tatsächlich versteckte Botschaften? Und wie schlimm ist ein kritisches Arbeitszeugnis überhaupt?
Der Blick in die Zukunft ist sein Beruf – der Zukunftsforscher Gerd Leonhard beschäftigt sich damit, wie sich unser Alltag entwickeln wird. So viel vorneweg: Unsere Berufswelt wird sich drastisch verändern. Ein Gespräch «back from the future».
Herr Leonhard, als Zukunftsforscher müssen Sie bestimmt auch wissen, was in der Vergangenheit geschah. Was hat sich denn seit der Gründung von Careerplus vor 20 Jahren verändert?
(Lacht.) Eigentlich fast alles. Die Technologie hat sehr viele Berufe «wegautomatisiert». Nehmen wir die Digitalisierung. Diese ermöglicht uns, Informationen einfacher zu finden, weshalb man z.B. weniger Leute für Recherchearbeiten benötigt. Die technischen Fortschritte entwickelten sich in den letzten Jahren exponentiell. Heute sind Dinge Realität, die früher Science Fiction waren.
Was zum Beispiel?
Nehmen wir die automatische Übersetzung, die bald den grossen Durchbruch schaffen wird. Nicht für komplexe, aber für einfache Texte. Oder Callcenters: In den nächsten zehn Jahren werden wir die hundert Millionen Menschen, die in Callcenters arbeiten, auf 50 000 reduzieren können. Denn mittlerweile funktioniert die Spracherkennung bei Robotern sehr gut. Auch Berufe wie Buchhalter oder Finanzanalysten werden immer weniger von Menschen ausgeführt. Ebenso werden künftig die ersten Krankheitsbefunde in Spitälern von einer intelligenten Software erstellt.
Was bedeutet das für uns in Zukunft?
Diese Entwicklungen, die wir vor fünf Jahren noch als reine Theorie abtaten, geschehen nun alle auf einmal. In den nächsten zehn Jahren werden dadurch viele neue Jobs entstehen. Aber es werden auch eine Menge Jobs verschwinden.
Auf welche technischen Entwicklungen müssen wir konkret vorbereitet sein?
Der technologische Fortschritt ist auf fünf Säulen aufgebaut: zuerst einmal die Digitalisierung – die Digitalisierung von Musik, Film, Fernsehen, Büchern. Die zweite Säule ist die Automatisierung. Ob das gut oder schlecht ist – da gibt es unterschiedliche Ansichten. Aber freilich bringt sie eine radikale Effizienzsteigerung mit sich, sprich: weniger Leute, weniger Ausgaben, mehr Produktivität. Die dritte Säule ist die Virtualisierung. Zum Beispiel Cloud Computing – das Arbeiten in einer Datenwolke. Früher wurden die meisten Dinge persönlich im Büro ausgeführt. Weiter, als vierte Säule, beobachtet man die «Desintermediation», also den Wegfall des Mittelmanns, des Zwischenhändlers. Immer mehr Autoren vertreiben ihre Bücher direkt auf Amazon, oder Gäste buchen immer öfter direkt via TripAdvisor ein Hotel. Die fünfte und letzte Säule ist die «Roboterisierung».
So wird ein Roboter einen Handwerker so schnell nicht ersetzen. Auf den ersten Blick scheint der Beruf eines Sanitärinstallateurs nicht so komplex zu sein, doch eine Maschine wird noch lange keine komplizierte Wasserleitung reparieren können."
Ist diese Entwicklung ein Vor- oder ein Nachteil für uns?
Bei allen erwähnten Trends gibt es grosse Vorteile wie Effizienzsteigerung, Internationalisierung, bessere Beziehungen zu Kunden, schnellere Kommunikation. Der Nachteil besteht darin, dass es Aufgaben geben wird, bei denen wir Menschen uns eingestehen müssen: Hier können wir nicht besser als Maschinen sein – ja die Maschinen übertrumpfen uns.
Werden wir also gänzlich durch Roboter ersetzt?
Ja, der Trend geht in diese Richtung. Aber es gibt Bereiche, bei denen dies sehr lange dauern wird. So wird ein Roboter einen Handwerker so schnell nicht ersetzen. Auf den ersten Blick scheint der Beruf eines Sanitärinstallateurs nicht so komplex zu sein, doch eine Maschine wird noch lange keine komplizierte Wasserleitung reparieren können. Bei einem Anwalt sieht es anders aus: Wenn dieser nachschauen muss, ob es einen ähnlichen Fall in der Vergangenheit gab, dann kann dies genauso gut eine Software erledigen.
Solche Prognosen beunruhigen ein bisschen.
Ich glaube, dass es letzten Endes keine bedrohliche Realität sein wird – zumindest nicht für die Schweiz. Denn in der Schweiz haben wir sehr wenige Jobs, die vollkommen wiederholbar oder automatisierbar sind.
Welche Berufe werden ersetzt? Welche haben eine Zukunft? Und soll der Technikentwicklung eine Grenze gesetzt werden? Nächste Woche erfahren Sie es im Teil 2 des spannenden Interviews mit Gerd Leonhard. Fortsetzung folgt …
Mit ihm machen Sie sich fit für die Zukunft. – Sie möchten heute wissen, mit welchen Trends Sie in Zukunft rechnen müssen und wie Sie auch morgen erfolgreich sein können? Gerd Leonhard aus Basel hilft Unternehmen, Organisationen und Institutionen, die künftigen Geschäftsfelder zu erkennen und zu erschliessen. Zu seinen Kunden gehören globale Player wie zum Beispiel Universal Studios, BBC, Microsoft, IBM und die Europäische Kommission ebenso wie Schweizer KMU.
Heute ist der 53-Jährige einer der weltweit führenden Zukunftsberater. Sein Angebot umfasst neben der Strategieberatung für Technologie, Marketing und Werbung, Telekommunikation, Kultur, Tourismus, Banking, Handel und Nachhaltigkeit auch die Zukunft der Medien und deren Geschäftsmodelle. Immer öfter wird er zudem als Sparringspartner und Coach für CEOs engagiert. Gerd Leonhard ist bekannt für seine provokativen und inspirierenden Präsentationen und Analysen komplexer Herausforderungen, denen sich Unternehmen und Führungskräfte zu stellen haben.
www.gerdleonhard.ch