Arbeitszeugnisse: Faire Kritik statt Codes
Eigentlich sind sie abgeschafft – und doch immer wieder ein Thema: Codes in Arbeitszeugnissen. Doch gibt es tatsächlich versteckte Botschaften? Und wie schlimm ist ein kritisches Arbeitszeugnis überhaupt?
Kaum eine Berufsgruppe ist mit so vielfältigen Rollenerwartungen und -ansprüchen konfrontiert wie die der HR-Berater. Ständig müssen sie zwischen den Rollen «Dienstleister», «Berater» und «Durchsetzer der Unternehmensziele» wechseln. Ist es möglich, diesen zum Teil diametralen Erwartungen zu entsprechen, ohne am Ende als Verlierer dazustehen? Diesem Thema widmeten wir uns anlässlich der diesjährigen HR Clubs von Careerplus.
Der HR-Vordenker Dave Ulrich hat in seinem HR-Modell vier Rollen identifiziert, die HR-Verantwortliche typischerweise einnehmen: Strategischer Partner, Change Agent, Administrative Expert und Employee Champion. Während bei der Rolle als Strategischer Partner und als Administrative Expert die Prozesse im Vordergrund stehen, rücken bei der Arbeit als Change Agent und Employee Champion die Menschen in den Mittelpunkt. Das Modell (siehe Abbildung) macht auf eindrückliche Weise deutlich, wie unterschiedlich die Erwartungen an HR-Verantwortliche sind. Sie haben mit Mitarbeitenden und Vorgesetzten zu tun, aber auch mit Kunden und Auftraggebern. Dabei stehen sie immer wieder vor der schwierigen Aufgabe, für sämtliche Interessengruppen eine Lösung zu finden. Im Folgenden soll ein solch typisches Spannungsfeld – die «Sandwich Position» – erläutert werden.
In Unternehmen gibt es immer wieder Spannungen. Einerseits zwischen Vorgesetzten, zum Beispiel wegen des Führungsstils. Der eine führt sehr eng, der andere gewährt sehr viele Freiheiten. Andererseits gibt es Spannungen zwischen Vorgesetzten und Mitarbeitenden, zum Beispiel wegen gewissen Verhaltensweisen von Mitarbeitenden. Oder weil Vorgesetzte das Dienstalter der Mitarbeitenden zu wenig würdigen. Nicht zuletzt können Spannungen oder Konflikte unter den Mitarbeitenden entstehen, weil sich beispielsweise ein Mitarbeiter vor Aufgaben drückt. In all diesen Situationen unterstützen die HR-Verantwortlichen die Betroffenen nach bestem Wissen und Gewissen – und dennoch wird ihnen nicht selten Befangenheit vorgeworfen.
Was können HR-Verantwortliche tun, um diesen Vorwurf zu vermeiden? Im Folgenden empfehle ich Ihnen sechs Lösungsansätze.
Werden die oben genannten Lösungsansätze genauer betrachtet, wird eines deutlich: Im Kern geht es darum, mittels Kommunikation vor oder während des Gesprächs Klarheit bezüglich Rollen, Dynamik, Motiven, Aufgaben oder Erwartungen zu schaffen. Je bewusster und klarer demnach der Umgang von HR-Verantwortlichen mit diesem Spannungsfeld ist, desto wirkungsvoller sind sie in ihrer Funktion.
Peter Vögeli ist Mitglied der Geschäftsleitung von DIACOVA, einer der führenden Dienstleister im Bereich Personalentwicklung mit den Kernkompetenzen Coaching, Training, Assessment, Change Management und Befragung. Als Coach und Teamentwickler ist Peter Vögeli täglich in Kontakt mit Personalverantwortlichen wie auch mit Mitarbeitenden und Führungskräften. Er liess sich zudem zum Mediator ausbilden und spezialisierte sich auf die Aufarbeitung und Lösung von Konflikten. Vögeli kennt die unterschiedlichen Erwartungen, die an Personalverantwortliche immer wieder gestellt werden, aus seiner eigenen Praxis bestens.