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Arbeitgeber

Erfolgreiches HR - Wie die digitale Transformation unsere Berufe verändert

Wie funktioniert erfolgreiches HR in der digitalen Welt? Joël Luc Cachelin über digitale Transformation, Vernetzung und Maschinen, die Berufe verschwinden lassen.

02. Dezember 2016

Der Briefträger wird durch eine Drohne ersetzt, die Kassenangestellte durch ein Scanning-System: Maschinen und Roboter drängen immer stärker in unseren Berufsalltag. Sie führen uns unmissverständlich vor Augen, wie die Digitalisierung unsere Arbeit verändert. Welche Fähigkeiten und Kompetenzen werden in Zukunft also von Mitarbeitenden gefordert? Wie können sie sich auf eine erfolgreiche digitale Transformation vorbereiten? Und welche Rolle spielen dabei HR-Abteilungen und Personalverantwortliche?

Dr. Joël Luc Cachelin, Unternehmer, Buchautor und Digitalisierungs-Experte, nahm im Rahmen des HR Clubs von Careerplus diese Fragen genauer unter die Lupe. «Die Digitalisierung ist der wichtigste Treiber der Gesellschaft, sie verändert die Innen- und Aussenwelt einer Unternehmung, schafft neue Mitarbeiter- und Kundenbedürfnisse, sorgt für neue Konkurrenz, aber auch neue Chancen in den Märkten.» Ein Unternehmen muss sich des Themas annehmen, will es auf dem Arbeitsmarkt attraktiv bleiben, sagt Cachelin, der Firmen im Prozess der digitalen Transformation begleitet und für sie drei Erfolgsfaktoren ausgearbeitet hat.

«Die Digitalisierung ist der wichtigste Treiber der Gesellschaft, sie verändert die Innen- und Aussenwelt einer Unternehmung, schafft neue Mitarbeiter- und Kundenbedürfnisse, sorgt für neue Konkurrenz, aber auch neue Chancen in den Märkten.»

1. Erfolgsfaktor: Digitale Transformation verstehen und nutzen

Das grosse Thema hinter der digitalen Transformation heisst Vernetzung – technische, soziale und ökonomische Vernetzung. «Diese gilt es zu verstehen und in die Unternehmen zu holen», sagt Cachelin.

«Die technische Vernetzung ist die offensichtlichste. Sie umfasst die ganze Bandbreite des digitalen Arbeitsumfelds. Mobile Geräte etwa erlauben es Mitarbeitenden, auch zeit- und ortsunabhängig zu arbeiten.» Ein Unternehmen müsse diesen veränderten Bedürfnissen Rechnung tragen und die entsprechenden technologischen Hilfsmittel bereitstellen.

Die soziale Vernetzung fügt der digitalen Ebene eine analoge hinzu. Digitales und analoges Leben verschwimmen zunehmend, und Firmen müssen sich fragen, wie beide Welten zusammengebracht werden können. So sei es zwar wichtig, dass die Mitarbeitenden überall arbeiten können. Gleichzeitig gewinne aber der zwischenmenschliche, physische Kontakt an Bedeutung.

Die ökonomische Vernetzung umschreibt schliesslich, was unter dem Begriff der Sharing Economy bereits unser Privatleben in vielen Bereichen durchzieht. Dieser Trend erfasse nun auch die Arbeitswelt, fährt Cachelin fort. Auch hier zeige sich das doppelte Gesicht des neuen Wirtschaftssystems. «Das Organigramm nimmt zunehmend den Charakter eines Marktplatzes an, auf dem Fähigkeiten gegen temporäre Arbeiten getauscht werden. Das impliziert Freiheit und Ökonomisierung zugleich.»

Zusammenfassend lässt sich festhalten:

HR bietet als Vernetzer einen Mehrwert, wenn es

  • die digitale Transformation versteht,
  • eine positive Haltung dazu einnimmt,
  • Risiken und Nebenwirkungen berücksichtigt.

2. Erfolgsfaktor: Orientierung an den Fähigkeiten der Zukunft

Mit der dreifachen Vernetzung, die immer mehr in die Arbeitswelt vordringt, verändern sich auch die Fähigkeiten, die ein Unternehmen benötigt. Cachelin spricht von einem Skill Shift: «Es werden jene Fähigkeiten wichtiger, die uns im Umgang mit den Maschinen befähigen, aber umgekehrt auch solche, die uns fundamental von den Maschinen unterscheiden.» Gefragt sind auf der einen Seite Kompetenzen im Umgang mit Medien, IT und Cybersicherheit, auf der anderen Seite solche im Umgang mit Menschen, Gefühlen und Emotionen. So sei es durchaus vorstellbar, dass eine Krankheitsdiagnose künftig von einer Maschine gestellt werde und der Arzt selbst nur noch für soziale Aspekte zuständig sei.

«Es werden jene Fähigkeiten wichtiger, die uns im Umgang mit den Maschinen befähigen, aber umgekehrt auch solche, die uns fundamental von den Maschinen unterscheiden.»

Andere Berufe verschwinden dank künstlicher Intelligenz gleich ganz: Roboter, Automaten und Scanning-Maschinen übernehmen die Arbeit von Briefträgern, Billettkontrolleuren und Kassenmitarbeitenden. «Zwar schafft die Digitalisierung neue Arbeit, doch diese ist in der Tendenz anspruchsvoller.» Was dazu führt, dass innerhalb von Unternehmen auch neue Rollen entstehen. Cachelin nennt das Beispiel der Bank, in der in Zukunft Datenalchemisten, Lebenszyklusexperten und Sicherheitsoffiziere arbeiten werden. Wie können sich Arbeitnehmende in solch einer Welt erfolgreich positionieren? Das Zauberwort heisst auch hier: Vernetzung. Der einzelne Mensch könne sich durch Networking, lebenslanges Lernen und Wissensmanagement absichern. Unternehmen müssten dagegen ihre Räumlichkeiten, Arbeitsverhältnisse und Organisationsformen nach dem Prinzip des Netzwerks ausrichten.

Zusammenfassend lässt sich festhalten:

HR bietet einen Mehrwert, wenn es

  • die Fähigkeiten der Zukunft antizipiert,
  • einen allfälligen Kompetenzabbau frühzeitig erkennt,
  • Berufsbilder, Organigramme und Stellenbeschreibungen dynamisiert.

3. Erfolgsfaktor: HR als Gärtnerin des Ökosystems

«Der einfachste Weg, um die Vernetzung zu kultivieren, führt über den Raum», sagt Cachelin. Mobiles Arbeiten im Büro, zu Hause oder in Co-Working-Spaces bedinge eine digitale Arbeitsumgebung. Intern sollen Abteilungen stockwerkübergreifend gedacht, fixe Arbeitsplätze, Hierarchien und Routinen aufgebrochen werden. «Bei einigen Firmen ist man in diesem Bereich schon weit fortgeschritten, bei anderen scheitert es noch am traditionellen Führungsverständnis.» Laut Cachelin gilt es hier, mutiger zu sein: Vor allem auf der Ebene des Raums lassen sich neue Formen des (Zusammen-)Arbeitens leicht ausprobieren und in einem späteren Schritt auf andere Bereiche ausweiten.

«Das Organigramm nimmt zunehmend den Charakter eines Marktplatzes an, auf dem Fähigkeiten gegen temporäre Arbeiten getauscht werden.»

Zusammenfassend lässt sich festhalten:

HR bietet als Gärtnerin des Ökosystems einen Mehrwert, wenn es

  • die Vernetzung in der Organisation zwecks Effizienz und Intelligenz erhöht,
  • Abteilungen, Routinen und Hierarchien aufbricht,
  • die Arbeitsumgebung als Employer-Branding-Komponente erkennt.

Die digitale Transformation schreitet in grossen Schritten voran. Unternehmen sind daher gut beraten, sich frühzeitig auf die veränderten Rahmenbedingungen vorzubereiten, um so den Anschluss nicht zu verlieren und künftig auch in einer digitalisierten Welt noch mitreden zu können. Seien Sie bereit, wenn dieser Trend auch in Ihrer Branche einschlägt!

Zur Person:

Joël Luc Cachelin ist Geschäftsführer der «Wissensfabrik», die Unternehmen in der digitalen Transformation inspiriert und begleitet. Der Berner hat an der Universität St. Gallen Betriebswirtschaftslehre studiert und zur Zukunft des Managements doktoriert. Er ist Autor mehrerer Sachbücher zur digitalen Transformation. Zuletzt erschien «Update – Warum die digitale Gesellschaft ein neues Betriebssystem braucht» (2016, Stämpfli).