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Stelleninserate: Das Abc des Schreibens

Fade, unpersönlich und voller Floskeln: So dürfen Stellenanzeigen auf keinen Fall formuliert sein. Tipps, wie Sie Texte schreiben, die tatsächlich etwas bewirken. Und so passende Bewerber überzeugen und das Image des Unternehmens stärken.

12. April 2021

Fast jeder Text wird prägnanter und präziser, je kürzer er ist. Nicht umsonst heisst es unter Schreiberlingen: «Kill your darling.» Bringe deinen Liebling um. Also diejenigen Wörter, Sätze oder Textstellen, an denen man hängt. Denn die Leserinnen und Leser wollen schnell zum eigentlichen Punkt, zum Fazit, zur Information kommen.

Und genau das ist eines der Hauptkriterien für gekonnt formulierte Stellenanzeigen. Was lange eine Pflichtübung war, wird immer wichtiger. Einerseits ist die Stellenanzeige ein Marketinginstrument – sie trägt die Werte und das Image eines Unternehmens nach aussen. Andererseits können sich gut ausgebildete Fach- und Führungskräfte oft aussuchen, wo sie arbeiten möchten. Wenn bereits die Stellenanzeige unklar oder uninteressant formuliert ist, ist die Wahrscheinlichkeit klein(er), dass sich jemand Passendes bewirbt.

Was ist das Erfolgsrezept?

Doch wie schreibt man ein Stelleninserat, das nicht steif, schwammig und austauschbar ist? Zuerst gilt es, einige Grundregeln für solide Texte zu befolgen. Nummer 1: Die Stellenausschreibung muss sofort das Interesse wecken. Tauschen Sie die fade 08/15-Einleitung mit einem kurzen, konkreten und vor allem auch überraschenden Einstieg aus. 

Beispiele: 

  • Sie haben genug von geteilten Diensten und schätzen die Arbeit in einem familiären Betrieb mit rund dreissig Bewohnern und Bewohnerinnen?
  • Übernehmen Sie gern Verantwortung? Sind Sie ambitioniert und bevorzugen Sie, in einem internationalen Umfeld zu arbeiten? Wir haben die passende Stelle für Sie.

Übrigens: Für Aufmerksamkeit sorgt auch der Stellentitel, der nicht fantasievoll, sondern klar und eindeutig bezeichnet, worum es geht, und der von Google gefunden wird. Ausserdem sind das Logo sowie ein passendes Bild, das die Unternehmenswerte widerspiegelt, ein Blickfang.  

Nummer 2: Ein informativer Text ist kurz und prägnant. Schlangensätze, verschachtelte Satzkonstruktionen und Fremdwörter machen einen Text schwerfällig und unverständlich. Nummer 3: Der Text ist auf eine Zielgruppe ausgelegt. Richtet sich das Stelleninserat an junge Kreative oder erfahrene Führungskräfte? Je nach Empfänger wechselt die Tonalität – von förmlich distanziert bis zu umgangssprachlich locker. Achtung: Der Ton muss zur Firmenkultur passen. Zusatzregel: Dass Rechtschreib- und Tippfehler ausnahmslos ein schlechtes Licht auf das Unternehmen werfen, sollte klar sein. Geben Sie ein Stelleninserat in jedem Fall jemandem zum Gegenlesen, der über gute Orthographiekenntnisse verfügt. 

Handfeste Tipps für knackige Stelleninserate

Damit ein Inserat leserfreundlich und «gut geschrieben» ist, gibt es einige handfeste Regeln, die einfach umzusetzen sind: 

  • Setzen Sie die Hauptaussage in den Hauptsatz. Und erwähnen Sie diese früh im Satz. Bewerber wollen nicht raten, worum es geht. 
  • Zur Erinnerung: Die Sätze sollten kurz sein und maximal einen Nebensatz haben. Als Richtlinie: Ist ein deutscher Satz länger als 20 Wörter, wird er meistens unverständlich. Verzichten Sie zudem auf eingeschobene Nebensätze. Wie zum Beispiel: «In dieser Position, in der Sie als Mitglied der Geschäftsleitung strategische Entscheide treffen, übernehmen Sie die Führung des vierköpfigen Teams.» Besser: «Sie sind Mitglied der Geschäftsleitung und treffen strategische Entscheide. Zudem führen Sie ein vierköpfiges Team.»
  • Streichen Sie Unnötiges. Ist dieser Hinweis für die Stelle wichtig, oder ist er selbstverständlich? Wiederholen Sie sich? Vermeiden Sie auch Pleonasmen. Zum Beispiel: «als aktives Mitglied der Geschäftsleitung» – ein Mitglied der Geschäftsleitung muss per se aktiv sein.
  • Umgehen Sie Floskeln und Füllwörter wie Aspekt, Bereich, Dinge. Zum Beispiel: «Sie arbeiten im Bereich Marketing» oder «der Aspekt der Zusammenarbeit ist uns wichtig». 
  • Dasselbe gilt für Fremdwörter und gestelzte Ausdrücke. Zum Beispiel: «Sie sind verantwortlich für das Akquirieren von Neukunden.» Besser: «Sie gewinnen Neukunden.»
  • Formulieren Sie aktiv und nennen Sie den Urheber der Handlung. So vermeiden Sie Passivsätze (werden + Partizip Perfekt). 
  • Nutzen Sie Adjektive bewusst, sie sind die Würze in der Suppe – und wer mag schon versalzenes Essen? Ein Zuviel des Guten schwächt die Wirkung ab und wirkt unglaubwürdig. Verwenden Sie aus den gleichen Gründen ausserdem keine Superlative.
  • Modalverben – können, mögen, dürfen, sollen – sind meistens überflüssig. Vor allem «kann» schwächt die Hauptaussage ab. Zum Beispiel: «Sie konnten Erfahrung sammeln in (...).» Besser: «Sie sammelten Erfahrung in (...).»
  • Werden Sie konkret: Indefinita – einige, manche, viele, es, man – bezeichnen alles und nichts. Sagen Sie, wie viel, wer und warum. 


Für ein wirkungsvolles Stelleninserat braucht es natürlich mehr als «nur» knackigen Text. Dieser sollte auch sinnvoll und übersichtlich gegliedert sein sowie für Suchmaschinen wie Google und Jobsuchmaschinen wie Indeed und Google for Jobs optimiert sein. 

Der wichtigste Tipp: Lassen Sie die Finger von einem Stellenanzeige-Muster. Je konkreter und individueller Ihre Stellenanzeige ist, desto eher spricht sie die passenden Bewerberinnen und Bewerber an.
 

Schreiben fürs Handy & Co. 

Über 90 Prozent der Bewerber suchen mittlerweile via Handy nach offenen Stellen. Da die Lesegeschwindigkeit am Handy erwiesenermassen langsamer ist und niemand gern lange scrollt, ist ein kurzer Text besonders zentral. Und: Kommen Sie sofort zur Sache und erwähnen Sie das Wichtigste zuerst. Wer sein Stelleninserat für die Ansicht auf mobilen Endgeräten anpasst, hat also schon mehr als die halbe Miete eines wirkungsvollen Stelleninserats. 

weitere Informationen

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