In der täglichen Informationsflut ist es nicht leicht, unter Dutzenden E-Mails hervorzustechen. Doch genau darauf kommt es beim Active Sourcing respektive bei der Direktansprache an. Wenn Sie einen Kandidaten für sich gewinnen wollen, müssen Sie sein Interesse bereits mit den ersten Sätzen wecken. Standardisierte Nachrichten landen schneller im Papierkorb, als Sie «Hallo» sagen können.
Die persönliche Ansprache ist der zentralste, wenn auch der schwierigste Schritt beim Active Sourcing. «Die erste Kontaktaufnahme mit möglichen Mitarbeitenden ist sehr anspruchsvoll, gerade wegen der zum Teil grossen Anzahl an Anfragen», sagt Helen Wäny, Active-Sourcing-Spezialistin bei Careerplus. Denn die Erfahrung zeigt: Die Antwortrate potenzieller Kandidaten ist oft sehr tief.
Wie sollten Sie Ihre Nachricht also verfassen, damit der Angesprochene nicht sofort auf «löschen» klickt? Wir haben fünf konkrete Vorschläge für Sie.
• Sorgfältige Analyse: Eine gründliche Vorbereitung ist das A und O jeder Direktansprache. Je mehr Sie über den Kandidaten wissen, umso individueller können Sie ihn ansprechen, und desto wahrscheinlicher werden Sie eine Antwort erhalten. Fragen Sie sich bei Ihrer Recherche: Was ist der berufliche Hintergrund des Kandidaten? Haben Sie Gemeinsamkeiten (Hobbys, Ausbildungsstationen)? Verfügen Sie über gemeinsame Kontakte? Nutzen Sie diese Informationen und zeigen Sie dem Kandidaten bereits beim Erstkontakt, dass Sie sich schlaugemacht haben. «Seien Sie als Recruiter persönlich, gehen Sie auf das Gegenüber ein, jedoch ohne indiskret zu werden», erklärt Sourcing-Expertin Helen Wäny.
• Seriöse und individuelle Ansprache: Kommen Sie gleich auf den Punkt. Der Kandidat muss bereits nach den ersten Worten verstehen, worum es bei der Anfrage geht. Der Fokus liegt also auf dem Jobangebot. Verzichten Sie auf Floskeln und Phrasen. Es wirkt professioneller, wenn Sie von Anfang an schreiben, was Sie wollen. Schicken Sie die Nachricht immer von Ihrer Firmen- und nicht von Ihrer persönlichen E-Mail-Adresse aus.
• Überzeugende Informationen: Die Nachricht sollte den Empfänger nicht nur über ein allfälliges Jobangebot, sondern auch über den potenziellen Arbeitgeber und entsprechende Entwicklungsmöglichkeiten innerhalb des Unternehmens informieren. «Dem Empfänger muss sofort klar sein, warum sich ein Stellenwechsel lohnt», sagt Helen Wäny. Hier ist Überzeugungsgeschick gefragt. Die Mitteilung sollte insgesamt nicht länger als 100 bis 125 Wörter sein.
• Prägnanter Schluss: Beenden Sie die Nachricht mit einer klaren Aufforderung, beispielsweise einer Frage. Schliesslich sind Sie an einer Antwort interessiert. Besser als «Wann können Sie telefonieren?» eignet sich «Können Sie am Dienstagnachmittag oder am Mittwochvormittag besser telefonieren?».
• Richtiges Timing: Aufs Timing kommt es an! Verschicken Sie Ihre Nachricht am besten am Morgen zwischen 6.00 und 8.00 Uhr. Dann nämlich ist der potenzielle Mitarbeitende noch nicht mit geschäftlichen E-Mails beschäftigt. Sollten Sie innerhalb von zwei Tagen keine Rückmeldung erhalten, haken Sie nach.
Ziel von Active Sourcing ist nicht nur das Besetzen von Vakanzen, sondern auch der Aufbau eines Talent-Pools. Geben Sie also nicht auf, nur weil ein Kandidat vorerst kein Interesse hat oder es nicht der richtige Moment für einen Stellenwechsel ist. Vernetzen Sie sich trotzdem. Im besten Fall resultiert aus jeder Ansprache ein neuer Kontakt auf Xing oder LinkedIn.
Und bedenken Sie bitte: Proaktives Rekrutieren ist nicht jedermanns Sache. «Die Angst, aufdringlich zu wirken und womöglich das Firmenimage zu gefährden, schwingt bei Active Sourcing mit», weiss Helen Wäny und rät deshalb: «Wer sich mit der Aufgabe unsicher fühlt, sollte sich unbedingt externe Hilfe holen oder sich in Active Sourcing ausbilden lassen.» Laut einer Careerplus-Umfrage setzt jeder fünfte Befragte bei Active Sourcing aus Angst vor einem Imageschaden auf externe Sourcing-Spezialisten.
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